Als ich gestern nach Hause gekommen bin, rannten mir die Katzen aufgeregt und vor allem hungrig entgegen. Kiwi, das Weiblein, wie immer an vorderster Front mit einem Miauen, das vermuten lässt, dass sie schon mindestens drei Monate hungern musste. Ich streichelte den Kater, der mir sein ersticktes Krächzen schenkte und widmete mich dann Kiwi, die auf die weiße Ikeakommode gesprungen war und nach Zuneigung dürstete. Ich kraulte ihr über den schwarz-weißen Kopf und küsste sie, als sie sich an mich schmiegte.
Ihr motorenähnliches Schnurren schwängerte den Raum.
Dann nahm ich sie hoch. Ich umfasste sie, wie ich es immer tat und wollte sie über meine Schulter legen. Wollte. Irgendetwas muss sie erschreckt haben. Auf jeden Fall wehrte sie sich, schlug mit der Tatze aus und traf mich mitten im Gesicht. Ihre Kralle drang durch meine Haut und blieb hängen, während sie sich befreien wollte. Ich schrie, während sie mich mit großen Augen anlinste. Ich packte ihre Pfote und entwand die Kralle aus meinem Gesicht. Tränen und Blut liefen mir über die Wange. Panisch stob sie davon, als sie endlich frei war. Und ich schaute mir im Spiegel panisch den Schaden an. Wie heißt diese Falte in der Wange, dort, wo die Lachfältchen entstehen? Genau dort traf sie mich. Blut sickerte aus der tiefen Wunde. Augenblicklich rannte ich ins Badezimmer und widmete mich der Behandlung meines zerfetzten Gesichtes. Ich schniefte und war am Boden zerstört. Warum? Na, weil ich mich in einer Woche einer Meute von Leserinnen und Lesern stellen muss, die mich an der FBM und der GBF treffen wollen. Aber so, derart entstellt, kann ich doch niemandem unter die Augen treten.
Niemals.
Mein Männe kam gemächlich vom Wohnzimmer ins Bad geschlurft, aufgeschreckt von meinem Gezeter, und sah sich meine Verletzung an. Nach kurzem Betrachten meinte er lapidar: Eigentlich nicht der Rede wert. Ich starrte ihn einfach nur an.
Fassungs- und sprachlos.
Mein Gesicht war entstellt, ich blutete wie eine abgestochene Sau und er meint, es sei nicht der Rede wert?!
Keuch, hechel, schnapp.