Love Race
Gay Romance
“Und ja, man will hin und wieder ins Buch kriechen um Nils kräftig zu treten, da er es so verdammt gut drauf hat, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen.” Luna
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Inhaltsangabe
Eine homoerotische Geschichte über die Liebe, das Schicksal und intensive Gefühle.
Was ein kurzer Moment der Unachtsamkeit für Folgen haben kann, muss Nils am eigenen Leib erfahren. Ein harmloser Freizeitausflug mit Freunden zur Gokartbahn wird für ihn und seinen Mitbewohner Joshua zur Zerreißprobe. Ein folgenschwerer Unfall stellt ihre langjährige Freundschaft auf eine harte Probe. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Gefühle der jungen Männer verändern. Nils ist für Joshua nicht mehr nur ein Mitbewohner, sondern so viel mehr.
Kann sich Nils ins normale Leben zurückkämpfen? Erkennt er rechtzeitig, für wen sein Herz schlägt?
“Einmal angefangen, war es echt schwer das Buch wieder wegzulegen, weil ich einfach wissen wollte, wie es weiter geht!” Andra J.
Leseprobe
Der Spätsommer präsentierte sich an diesem Samstag von seiner prachtvollsten Seite: blauer, wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein, zwitschernde Vöglein und fröhliche Menschen wohin das Auge reichte. Nachdem die Daheimgebliebenen drei Wochen mit schlechtem, herbstlichem Wetter abgestraft wurden, drängte nun jeder, der es irgendwie einrichten konnte, an die frische Luft. Scharen von Sonnenanbetern pilgerten in die Natur, hin zu den lauschigen Plätzen an idyllischen Seen und Flüssen. Die zahlreichen Freizeiteinrichtungen im Freien wurden richtiggehend überrannt. Ihre Angestellten ächzten und stöhnten unter dem Andrang, dabei freuten sie sich insgeheim über den Besucheransturm, der die Kassen klingeln ließ. Mich hielt heute ebenfalls nichts in der Wohnung. Joshua – mein Mitbewohner und bester Freund – hatte mich in einer schwachen Minute dazu überredet, mit ihm Gokart fahren zu gehen.
Eigentlich eine tolle Idee.
Wenn ich mich dafür begeistern könnte. Ich weiß nicht warum, aber ich verabscheue alles, was mit schnellen Autos, Gefahr und ölverschmierten Händen zu tun hat. Diese Dinge liegen mir kein bisschen. Die Vorstellung, in einem kleinen, offenen, ungeschützten Gefährt mit anderen um die Wette zu eifern, schüchtert mich ein. Das ist nicht die Art von Freizeitbeschäftigung, die ich mir für einen derart großartigen Samstag vorgestellt hatte.An Alternativen mangelte es schließlich nicht: gemütlich am See liegen, schwimmen, später in der Sonne trocknen, Musik hören, Karten spielen oder Eis essen.
Aber nein: wir gehen Gokart fahren!
Ich fügte mich meinem Schicksal. Die Hauptsache war, dass ich Zeit mit meinem besten Freund an der frischen Luft verbringen konnte. Leider hatte Joshua eine Freundin mit zu dem Ausflug eingeladen – eine Person, mit der ich einfach nicht warm wurde. Trotz meiner Vorbehalte, freute ich mich ein klitzekleines bisschen auf den bevorstehenden Nachmittag. Veronika war mal wieder spät dran, aber das kannten wir nicht anders von ihr. Als es eine Viertelstunde später an der Wohnungstür klingelte, rannte Joshua wie ein geölter Blitz zur Tür. Seine Schritte polterten über die knarrenden Dielen, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Dass er sich aufs Kart fahren derart freuen kann? Gedämpft hörte ich beide im Flur miteinander sprechen. Mit einem gespielt mitleidigen Seufzen schwang ich meine langen Beine von der Couch, erhob mich und ging gemächlich zur Tür. „Da ist er ja“, hallte mir Veronikas kratzige Bassstimme entgegen. Nur flüchtig ließ ich meinen Blick über ihre Aufmachung huschen. Sie trug weite, ihrer stämmigen Figur nicht sehr zuträgliche, tarngemusterte Armeehosen und schwarze Kampfstiefel. Ihren üppigen Busen verbarg sie unter einem viel zu engen Top. Über ihrer Schulter baumelte die zur Hose passende Armeejacke. Ihr kurzer Bürstenschnitt und die strenge Miene ließen sie beinahe männlich wirken. Veronika, wie sie leibt und lebt. Sie kam schnurstracks auf mich zu und klopfte mir brutal auf die Schultern. „Hallo Nils, ich bin total heiß auf ein Rennen und werde dich in Grund und Boden fahren“, versicherte sie mir mit einem angsteinflößenden Grinsen. Ich verzog schmerzerfüllt das Gesicht. „Geil oder? Freust du dich?“
„Und wie“, brachte ich hervor.
„Lügner“, mischte sich Joshua ein. Ich stierte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und schüttelte unmerklich den Kopf, doch er plauderte munter weiter und ignorierte meine subtilen Hinweise. „Du weißt doch, dass er sich nicht gerne die Hände schmutzig macht. Er meidet Dreck wie der Teufel das Weihwasser.“
„Ja ich weiß“, seufzte sie. „Unser kleines Prinzesschen.“ Ich verdrehte die Augen. „Nur keine dreckigen Hände. Du bist schlimmer als ein Mädchen“, feixte sie weiter. Ich ignorierte ihre Spitzen mittlerweile gekonnt. Schließlich entbehrte es nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet sie so etwas zu mir sagte. Veronika, die männlicher wirkte, als ich es je könnte.
„Wo ist diese Gokartbahn?“, fragte ich, um ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema zu lenken.
„Zehn Minuten mit dem Auto“, antwortete Joshua mit einem breiten Grinsen. „Ich freue mich riesig. Ich war schon ewig nicht mehr auf einer Rennstrecke.“
„Ich auch nicht“, warf Veronika ein. „Das ist voll geil. Diese Geschwindigkeit, die Verbundenheit mit der Maschine, die Pferdestärken, das Vibrieren, der Wettkampf. Abgefahren.“ Ich rollte innerlich mit den Augen und bemühte mich um ein zustimmendes Nicken. Da kam mir ein beängstigender Gedanke.
„Wir fahren aber nicht mit deinem Wagen, oder Veronika?“, brach es ein wenig zu schrill aus mir heraus. Sie sah mich pikiert an. In ihren Augen las ich bereits überdeutlich die Antwort, dennoch wollte ich versuchen meinem Schicksal zu entkommen.
„Warum sollten wir nicht? Hast du was dagegen?“, blaffte sie schnippisch.
„Na, äh, weißt du, Joshuas Auto ist doch ein wenig größer und bequemer. Findest du nicht auch? Und außerdem hat er eine Klimaanlage“, argumentierte ich wie ein Anwalt vor dem hohen Gericht und spürte, noch während ich sprach, dass ich Veronika wohl nicht würde umstimmen können. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Waren das ihre Kiefer, die ich mahlen hörte?
„Na hör mal. Was hast du gegen mein Auto? Es hat doch eine Klima, wenn man das Fenster herunterkurbelt. Verwöhntes Gör!“ Ich sah verzweifelt zu Joshua, der nicht reagierte. Das macht der doch extra!
„Gut, dann nehmen wir halt deinen Wagen“, gab ich mich geschlagen. Mit dieser Mühle werden wir bestens aufs Gokartfahren eingestimmt! Ein paar Minuten später verließen wir die Wohnung. Als ich den klapprigen, alten Golf sah, dessen roter Lack abblätterte und der mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte, lief es mir kalt den Rücken runter.
„Ich sitze vorne“, stellte Joshua klar, während er an mir vorbei zur Beifahrertür drängte, um sie zu öffnen. Die Scharniere quietschten. Ich schüttelte nur leicht den Kopf, seufzte und versuchte den Beifahrersitz nach vorne zu wuchten, damit ich einsteigen konnte. An dieser Rostlaube klemmte einfach alles. Verdammte Schrottlaube. „Soll ich dir helfen?“, fragte mich Joshua mit einem sanften Lächeln.
„Nein, danke, das schaff ich schon irgendwie alleine“, murrte ich, als ich wütend am Hebel hantierte und mit der flachen Hand auf die Karosserie eindrosch.
„Lass mich mal“, drang Veronikas tiefe Stimme von hinten an mein Ohr. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Sie ging alles andere als zimperlich mit dem Wagen um. Nach ein paar Versuchen hatte sie den Sitz nach vorne gelegt. Ich zwängte mich auf den quietschenden, mit dünnem Stoff überzogenen und äußerst unbequemen Rücksitz des Wagens und wusste plötzlich, warum Joshua vorne sitzen wollte. Mein Mitbewohner hat ein paar Pfund zu viel auf den Rippen und hätte wahrscheinlich Schwierigkeiten beim Einsteigen gehabt. Veronika wuchtete den Sitz scheppernd nach hinten und ging um das Fahrzeug zur Fahrerseite.
Mein Schicksal war besiegelt.
Ich war gefangen, konnte mich nicht befreien. Joshua setzte sich auf den Beifahrersitz und blickte lächelnd nach hinten. Der warme Ausdruck auf seinen Zügen berührte etwas in meinem Innern, das ich nicht genau deuten konnte. Er ist mein bester Freund. Mit ihm habe ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Das dürfte der Grund für meine Gefühle sein. Als sich die Besitzerin der Schrottkiste hinters Steuer schwang, quietschte die Federung. Lautstark zog Veronika die Nase hoch, presste den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Wagen und legte den Rückwärtsgang ein. Verdammt. Panik wallte in mir hoch. Ich war noch nicht angegurtet. Hastig und verzweifelt suchte ich das Gurtschloss, um den Sicherheitsgurt zu befestigen. Als Veronika abrupt beschleunigte, schleuderte es mich Richtung Kopfstütze des Vordersitzes. Keuchend schütze ich mein Gesicht mit dem Arm. Ich stemmte mich mühsam zurück in den Sitz und startete einen erneuten Versuch.
Gerade rechtzeitig rastete der Sicherheitsgurt ein.
Veronika legte knatternd den ersten Gang ein und drückte derart brüsk aufs Gas, dass es mich in den Sitz presste, als würde ein Überschallflugzeug abheben. Quietschend schoss sie über die asphaltierte Straße. Joshua ließ sich nichts anmerken, anscheinend machte ihm Veronikas halsbrecherischer Fahrstil nichts aus. Ich dagegen wusste, warum ich lieber mit dem Wagen meines Mitbewohners fahren wollte. Joshua ist ein sicherer und gemütlicher Fahrer. Mit einer kurbelnden Bewegung ließ Veronika das Fenster auf ihrer Seite runter. Als mir der erste Schwall schwülwarmer Luft ins Gesicht schwappte, wusste ich, wie es mir später auf der Rennstrecke ergehen würde. Aber ich hatte vor, diesen Tag zu genießen und nicht alles zu vermiesen. Ich wollte zusammen mit Freunden etwas unternehmen. Das war es doch, was Menschen in ihrer Freizeit gerne taten.
„Meine neue Freundin heißt Hanna. Sie ist eine richtige kleine Zuckerschnute, das könnt ihr mir glauben“, begann Veronika ein Gespräch, während sie sich eine Zigarette anzündete und genüsslich daran zog. „Ich liebe sie wie verrückt. Mit ihr will ich alt werden.“ Sie blies den grauen Rauch aus dem Fenster, was diesen jedoch nicht daran hinderte, mit der hineinströmenden Luft zielstrebig in meine Richtung geweht zu werden. Ich musste husten.
„Muss das sein?“, murmelte ich vorwurfsvoll. Veronikas Kopf schnellte in meine Richtung, was mich abrupt verstummen ließ. Ihre aufeinandergepressten Lippen verrieten, dass sie keinen Kommentar duldete. Ich hatte gesunden Respekt vor ihr, wahrscheinlich wegen ihrer rüden Art.
„Hast du was gesagt?“, erkundigte sich Veronika.
„Wie lange seid ihr schon zusammen?“, wollte ich so unverfänglich wie möglich wissen, um nicht auf ihre Frage antworten zu müssen.
„Zwei Wochen“, antwortete Veronika stolz. Ich gluckste leise. „Was ist?“, stieß sie ungehalten aus. Ich schluckte trocken, konnte mich aber nicht zurückhalten. Es musste einfach raus.
„Nach zwei Wochen weißt du schon, dass du dein Leben mit ihr verbringen willst?“, brachte ich mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme hervor. Sie funkelte mich wütend an.
„Lass dich von ihm nicht provozieren“, warf Joshua ein und streichelte Veronikas Arm. „Ich bin davon überzeugt, dass ein einziger intensiver Blick genügt, um zu spüren, dass man sein restliches Leben mit jemandem verbringen will.“
„Wie romantisch“, bemerkte ich ehrlich berührt und ein bisschen verträumt. Joshua, der Romantiker. Süß. Doch Veronika ging nicht darauf ein, sondern polterte drauflos.
„Die Kleine ist eine richtige Granate im Bett, das kann ich euch sagen.“ Nein! Bitte, ich will es nicht wissen! Ich verzog meinen Mund. Im Rückspiegel entdeckte ich ihren durchdringenden Blick. Mist, sie hat mich gesehen. Sofort setzte ich ein gespielt interessiertes Lächeln auf und nickte zustimmend. Ich will mir nicht vorstellen, wie es unter ihren derben Männerklamotten aussieht und was sie mit ihrer Zuckerschnute im Bett treibt. „Die kann lecken, so etwas habe ich noch nie erlebt und ich habe schon einige Mädels flachgelegt. Fünf Minuten Zuwendung ihrer Zunge lassen mich röcheln wie eine trächtige Kuh und feucht werden wie eine Tropfsteinhöhle.“ Dieses Bild brannte sich in diesem Moment in mein Gehirn. Das werde ich bestimmt nie wieder los. Keine Chance. Ich hörte das Geräusch und stellte mir die Höhle vor. Nein, bis hierher und nicht weiter. Joshua war ebenfalls blass um die Nasenspitze geworden, doch er reagierte versierter als ich. Er stellte eine unverfängliche Frage, die sie von ihren Sexgeschichten abbrachte.
„Wie habt ihr euch kennengelernt und warum hast du sie nicht mitgebracht?“
„Sie muss heute arbeiten.“
„An einem Samstag?“, konterte ich zynisch.
„Sie arbeitet als Pflegerin in einem Altenheim. Da gibt es keine Wochenenden oder Feiertage. Die Ärsche der Alten müssen jeden Tag geputzt werden“, antwortete Veronika unverblümt. Ich konnte über ihre Fäkalsprache nur den Kopf schütteln. Ihrem Gesichtsausdruck war aber überdeutlich abzulesen, dass sie Hanna vermisste. Ich lächelte in mich hinein. Wie heißt es so schön: Harte Schale, weicher Kern? „Wir haben uns auf einem Heavy Metal-Konzert kennengelernt.“ Aber natürlich, wie könnte es auch anders sein? „Sie ist eine liebenswerte Frau, der ich alles anvertrauen kann. Und obwohl wir erst zwei Wochen zusammen sind, fühlt es sich so an, als ob wir uns schon ewig kennen würden.“ In diesem Moment traf mich Joshuas Blick im Rückspiegel. Wir sahen uns eine Weile einfach nur an. Ein wundervolles Lächeln erhellte seine Züge. Als Veronika mit dem altersschwachen Golf um die nächste Kurve schoss, schleuderte es mich gegen die spärliche Innenverkleidung des Golfs.
„Aua“, entfuhr es mir, während ich meinen Kopf auf Wunden untersuchte.
„Halt dich besser fest, du weißt wie Vera fährt“, warf Joshua ein, der sich verzweifelt an den Haltegriff klammerte. Ja, das weiß ich, darum wollte ich ja auch mit deinem Wagen fahren! Ich lächelte gequält und hielt mich mit aller Kraft am Vordersitz fest. Als Veronika in die Schotterpiste einbog, die zur Gokartbahn führte, fühlte ich, wie Übelkeit in mir hochstieg. Die Schlaglöcher machten es nicht gerade besser. Veronika suchte einen geeigneten Parkplatz, stieg auf die Bremse und so schlitterten wir mit blockierten Rädern über den Kiesplatz. Hinter uns türmte sich eine Staubwolke meterhoch gen Himmel. Erst als ich sicher war, dass wir wirklich standen, ließen meine verkrampften Hände den Vordersitz langsam los. Meine Knöchel traten weiß unter der Haut hervor. „Da sind wir ja auch schon“, frohlockte Joshua, als er ausstieg und den Sitz diesmal mühelos nach vorne klappte. Ich erhob mich langsam, atmete tief durch und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. „Fühlst du dich nicht gut?“, wollte Joshua wissen. Verdammt, der sieht wirklich alles!
„Alles in Ordnung. Ein bisschen frische Luft und ich bin wieder wie neu“, antwortete ich ihm, um ein Lächeln bemüht. Als ich mich endlich aus dem Fahrzeug gehievt hatte, stieg mir ein unangenehmer Geruch in die Nase. Es roch nach Benzin, Abgas und Reifengummi. Auf dem Kiesplatz vor dem kleinen Restaurant standen die Autos der anderen Besucher in der gleißenden Sonne. Diese drückende Hitze, der bestialische Gestank und die leichte Übelkeit wegen Veronikas Fahrstil schaukelten sich gegenseitig hoch.
„Du siehst gar nicht gut aus“, ertönte Joshuas Stimme neben mir. Als mich seine warme Hand an der Stirn berührte, merkte ich, wie kühl ich mich selbst anfühlte. „Du bist ganz kalt, komm, setz dich erst mal hin“, riet er mir, nahm mich an der Hand und führte mich unter eine große Eiche, die Schatten spendend am Rand des Parkplatzes lag. Veronika kam uns hinterher.
„Was hat er denn jetzt schon wieder?“, grummelte sie. Ich ignorierte ihr barsches Gemecker, setzte mich unter den Baum und versuchte ruhig zu atmen. Doch die Übelkeit, der Knoten in meinem Magen, wollte nicht weichen. Als mir Veronika den beißenden Zigarettenrauch ihres frisch angezündeten Glimmstängels in die Nase blies, riss es mich fort. Ich hatte gerade noch genügend Zeit, mich von Joshua wegzudrehen, um mich schwallartig auf den Boden zu übergeben.
„Verschwinde, Vera, du machst es mit dem Rauch nur noch schlimmer“, mahnte er seine Freundin.
„Schon gut.“ Trampelnd stapfte sie mit ihren Kampfstiefeln über den Kies zum Restaurant. Ich spürte Joshuas Berührungen an meinem Rücken. Es tat gut zu wissen, dass jemand da war, der sich um mich kümmerte. Als ich mich langsam zu ihm aufrichtete, reichte er mir ein Taschentuch, womit ich mir fahrig den Mund abwischte. Dieser eklige, säuerliche Geschmack von Erbrochenem war das Schlimmste. Nachdem nun alles aus meinem Magen war, ging es mir langsam besser. Joshua tupfte mir die Stirn mit einem frischen Taschentuch ab und meinte: „Du siehst schon besser aus. Sorry, das nächste Mal nehmen wir wieder meinen Wagen. Ich wusste nicht, dass du so zimperlich bist.“
„Zimperlich? Diese Frau fährt wie ein verrücktgewordener Lastwagenfahrer auf Ecstasy, der von seinen Wahnvorstellungen gelenkt wird. Da wird es jedem übel. Außerdem geht es mir schon wieder besser. Auf zur Gokartbahn.“
„Du willst trotzdem fahren?“
„Natürlich. Was denkst du denn? Aber ich möchte zuerst etwas trinken, um diesen scheußlichen Geschmack loszuwerden.“
„So viel Zeit haben wir noch. Komm, ich helfe dir hoch“, erwiderte Joshua, bevor er mir unter die Arme griff und mich hochstemmte. Wow, ich wusste nicht, dass er derart stark ist. Langsam schritten wir zusammen Richtung Restaurant. Veronika saß draußen an einem Tisch und kippte ein Bierchen. In ihrer Hand qualmte wie gewohnt eine Zigarette. Joshua und ich setzten uns dazu. „Ist hier Selbstbedienung?“, fragte Joshua Veronika.
„Jap. Da vorne an der Bar kriegst du Getränke und Snacks.“ Joshua nickte, stand auf und lief ins Restaurant. Ich lehnte mich im Stuhl nach hinten, atmete befreit durch und fixierte Veronika. „Geht es dir besser, Nils?“ Ich war mehr als überrascht. Nils nannte sie mich nie.
„Jaja, alles klar. Hast du dich schon informiert, wann wir starten können?“
„Der Betreiber meinte, dass wir in einer halben Stunde losdüsen können. Wir müssen aber noch bezahlen.“
„Super. Ich hoffe, dass die solche Haardinger haben, die man sich überstülpen kann, damit man nicht mit diesen verseuchten Helmen in Berührung kommt.“ Veronika schaute mich belustigt an. „Was? Ich finde das eklig.“
„Och nichts, Prinzesschen“, feixte sie. Da war es wieder, das Gefühl nicht ernst genommen zu werden. „Diese Dinger bekommst du bei der Anmeldung, kosten zwei Euro.“
„Zum Glück.“ Gerade als sich einvernehmliches Schweigen zwischen uns ausbreitete, kam Joshua mit zwei Wasserflaschen zurück an den Tisch.
„Hier, für dich“, bedeutete er mir. Ich nickte dankbar, schraubte den Deckel von der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Ich spülte mir den Mund und spuckte aus. Das Wasser spritzte in einiger Entfernung auf den Boden.
„Igitt, das ist ja widerlich“, bemerkte Veronika und verzog dabei ihr Gesicht zu einer hässlichen Maske.
„Das ist nur Wasser“, gab ich zurück. Endlich, der säuerliche Geschmack wich aus meinem Mund. Die nächsten Schlucke trank ich gierig und fühlte mich gleich besser.
Auf in das Abenteuer Gokart fahren.