Wir machen ein Spiel zusammen und ihr macht einfach brav mit. Okay? Ihr stellt euch beim folgenden Szenario mein Gesicht vor, ja? Auch wenn ihr mich noch nie gesehen habt, versetzt euch in meine Lage, ich bin sicher, dass ihr das schafft. Also auf einen Versuch:
Es ist 7 Uhr. Der schrill laute Klang meines Weckers wiederholt seinen nervtötenden, ohrenbetäubend lauten Ton zum gefühlt zehnten Mal innerhalb der letzten halben Stunde. Ich schlage meine Augen in Zeitlupe auf, bevor sie mir wieder zufallen.
Ich will schlafen.
Einfach nur schlafen. Ich verfluche meinen hartnäckigen Smartphone-Wecker, mein Leben im Allgemeinen, den Tag, bevor er angefangen hat, das Schicksal, das mich zwingt, so früh morgens aufzustehen und nochmals mein Schicksal, weil es mir keinen Ausfall des Smartphone-Weckers geschenkt hat. Also stehe ich schwerfällig auf und schleppe mich ins Badezimmer. Meine Gelenke sind steif, mein Gang holprig. Innerlich sinniere ich darüber, ob ich nicht eine Migräne, Bauchbeschwerden, eine Erkältung oder sonst irgendetwas vorschieben könnte, um nicht ins Büro zu müssen. Ich horche tief in mich hinein, ziehe die Nase hoch, fühle die Temperatur meiner Stirn und überlege, ob alles in Ordnung ist.
Verdammt.
Natürlich bin ich kerngesund. Ich bin nur hundemüde und sehe kaum aus meinen mit Schlaf verklebten Augen. Kein Grund blau zu machen in Aussicht – erneut schicke ich ein zynisches Danke an mein Schicksal. Ich watschle also weiter ins Badezimmer. Onyx, der Kater sitzt – wie immer – auf den Schuhen und sieht mich schnurrend an. Ich streichle ihm über den Kopf und tappe weiter. Als ich über den beigen Badezimmerteppich wate, erstarre ich. Etwas Feuchtes dringt zwischen meine Zehen, ein schmatzendes Geräusch ertönt. Bevor ich weiß, was es ist, verzieht sich mein Mund zu einer Fratze des Ekels. Langsam blicke ich nach unten. Mein Verdacht bestätigt sich.
Katzenkotze.
Zusammengeknüllte Haare in einer sämigen, braunen Schleimsoße mit kleinen Bröckchen des gestrigen Abendessens unserer Stubentiger. Schlagartig überzieht eine Gänsehaut meinen gesamten Körper und kalte Schauer laufen über meinen Rücken, bevor ich mit einem spitzen Schrei zurücktaumle und mich auf der Wanne abstütze. In diesem Moment huscht Onyx, der Kater, ins Badezimmer, streicht um meine Beine und schnurrt derart laut, dass ich sofort weiß, wer hier mal wieder so genüsslich alles vollgekotzt hat.
ER!
Na? Seht ihr mein Gesicht? Hihi. Schönen Freitag und ein tolles Wochenende.
Euer Marc