Fast alle Katzen-, Hunde-, oder generell Fellnasenbesitzer kennen dieses Phänomen, allen anderen möchte ich nicht vorenthalten, wie viel Freude die kleinen Racker tagtäglich bereiten.
Vor zwei Jahren haben wir uns für eine wundervoll kaffeebraune Couch mit kiwigrünen Zierkissen entschieden, weil sie einfach perfekt zu unserer Einrichtung passte, nicht jedoch, ohne uns grundlegend Gedanken darüber zu machen. Kunst- und Echtleder schieden aus, weil nicht kratzfest, also haben wir uns schlussendlich für einen robusten Stoff entschieden.
Obwohl uns die junge Verkäuferin in dem Möbelfachgeschäft wie Außerirdische ansah, die sie bei lebendigem Leib fressen wollten, als wir die Frage nach der Robustheit des Gewebes im Zusammenspiel mit Katzenkrallen ansprachen, hat sie uns im Nachgang tatkräftig unterstützt. Gemeinsam haben wir uns Resultate zur Scheuerfestigkeit der Sofas zu Gemüte geführt, saßen Probe, haben mit den Fingernägeln das Gewebe getestet und schließlich das optimale Produkt angeschafft – die arme Frau war nach dem langwierigen Verkaufsgesprächs, das ihr vollends entglitten war, fix und fertig. Sie atmete jedenfalls erleichtert aus, als wir das Ladenlokal endlich verließen, nicht ohne ihr eine Gratislieferung aus dem Ärmel geleiert zu haben.
Das Prädikat “optimale Anschaffung” bezieht sich natürlich nur auf die Kratzfestigkeit.
Was wir nicht bedacht haben, war die Anfälligkeit des Stoffes auf Katzenhaare und deren Verschmelzung zu etwas vollkommen Neuem. Das stabile Flachgewebe aus Polypropylen, Polyester und Baumwolle versteht es in einzigartig effizienter Weise, Katzenhaare wie ein Magnet anzuziehen und unser Kater tut seinerseits alles dafür, um die sechs Zentimeter lange Wolle, die er tagtäglich verliert, durch abwechselndes Herumrutschen, Strecken und Krallenwetzen in die Fasern zu integrieren, sie damit zu ummanteln. Wahrscheinlich hält er sein Werk für eine Veredelung des hässlichen Möbelstücks.
Es vergehen keine fünf Minuten, nachdem man die ganze Couch in stundenlanger mühevoller Kleinstarbeit und unter Einsatz mannigfaltiger Hilfsmittel in ihren Ursprungszustand zurückgesetzt hat, bis sich wieder knäuelweise feinste Katzenwolle auf ihrer Oberfläche angesammelt hat. So haben wir zum Beispiel beim Kauf des neuen Staubsaugers auf das Vorhandensein einer elektrisch angetriebenen Tierhaarsaugbürste mit rotierenden Walzen geachtet, damit wir dem Pelzbelag zu Leibe rücken können und auch wenn es ausweglos scheint, geben wir nicht auf, denn wirklich böse, kann man den kleinen Rackern ja nicht sein. Sie haben ja schließlich nichts dafür, dass ihre Herrchen die falsche Couch ausgesucht und gekauft haben.
In Zukunft werden wir wohl auf ein Sofa, das aus einzelnen abwaschbaren, katzenhaarabweisenden Hartplastikstühlen besteht, zurückgreifen oder es uns direkt auf dem Boden gemütlich machen. Dort werden wir dann in trauter Zweisamkeit sitzend, aus den gefühlten Tonnen an Katzenfilz kleine Käppis, Schals oder Handschuhe weben, die wir dann im Handel, auf Ebay oder auf alternativen Märkten an den Mann, bzw. die Frau bringen werden, um reich zu werden und die Weltführerschaft bei Katzenhaarprodukten an uns zu reißen.
Hach ja …