Ich hasse dich! So einfach. Ich kann es weder leugnen, noch anders formulieren. Die Abneigung, die ich dir gegenüber empfinde, entspringt tief in meinem Innern, in meiner Seele. Wenn du da bist, lege ich meine gesamte Kraft in dieses Gefühl, das du in mir auslöst. Du bist zweifelsfrei das Salz in meiner Suppe, der Dorn in meinem Auge. Du gehörst seit meiner Geburt zu mir und trotzdem gelingt es mir nicht, dir etwas Gutes abzugewinnen. Ohne dich wäre ich besser dran. Auf jeden Fall. Aber leider schaffe ich es nicht, dich abzuschütteln. Was hab ich alles gemacht? Von Pontius zu Pilatus bin ich gewandert, doch das Resultat war immer das Gleiche: Keine Heilung. Ich bin dir mit regelmäßigen Spritzen, müde machenden Pillen, zähflüssigen Sprays und brennenden Tröpfchen zu Leibe gerückt. Nichts vertreibt dich endgültig, zerstört dich von innenheraus.
Nichts!
Du machst aus mir ein sabberndes Häufchen Elend, ein tränennasses, rotäugiges Etwas. Du bringst mich dazu, dreimal hintereinander lautstark zu nießen, schenkst mir dann Zeit, mir die Nase zu putzen und das nur, um mich wieder zum Nießen zu bringen. Du bringst mich dazu, wie ein Besessener in meinen hochroten Augen zu reiben. Du betäubst meine Geschmacksknospen, lässt mich wie ein Zombie herumlaufen und das ohne erfindlichen Grund. Du begleitest mich von Ende Mai bis in den Herbst. Aber was nutzen die Klagen? Ich muss versuchen mit dir zu leben, mich mit dir anzufreunden, dich mit Drogen ruhig zu stellen und so weit zu unterdrücken, damit ich in Ruhe leben kann.
Du bist ein Scheusal, du bist mein Heuschnupfen, meine Gräserallergie.